Januar 2005 – Gerhard Schröder und Peter Hartz haben ein Gesetz auf den Markt gebracht, das den Menschen wieder einen Sinn in ihrem Leben gibt und den Kampfgeist wieder auferstehen lässt – Hartz IV ist geboren und einsatzbereit!
Hartz IV gibt Arbeitslosen wieder einen Sinn in ihrem Leben
Die Arbeitsmarktreform Hartz IV hat in den 16 Jahren ihres Bestehens geschafft, die Menschen zu mobilisieren und aus den Häusern zu treiben. Niemand musste weiter den ganzen Tag zu Hause verbringen und sich langweilen. Damit ist Schluss und dank Hartz IV haben die Menschen wieder einen Grund aus dem Haus zu gehen:
- Du kannst jetzt zu Terminen mit dem Sachbearbeiter gehen
- Du kannst mit einem falsch ausgestellten Bescheid zum Anwalt rennen
- Auch das Einreichen von Unterlagen ist nicht langweilig, denn die Hartz-IV-Empfänger dürfen öfter hingehen – es verschwindet schließlich immer etwas
Und das allerbeste: Die Arbeitslosenzahlen sinken kontinuierlich. Die Regierung hat sich bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit gegeben und einen perfekten Plan auf den Weg gebracht:
- Erwerbslose Menschen, die eine Weiterbildungsmaßnahme der Jobcenter besuchen – Nicht in der Arbeitslosenstatistik
- Arbeitslose, die sogenannten 1,5 € Jobs nachgehen (30 Wochenstunden für insgesamt 45 € Wochenlohn) sind auch nicht mehr in der Statistik auffindbar und
- Minijobber, Geringverdiener und Großfamilien, bei denen die Einkommen nicht ausreichen, um Hartz IV hinter sich zu lassen, sind ebenfalls aus diesen Statistiken ausgeschlossen.
So funktioniert die perfekte Statistik.
Die Menschen konnten dank Hartz IV auch wieder kämpfen
Und weil es nicht ausreichend ist, nicht in der Arbeitslosenstatistik aufzutauchen, durften ALG II Empfänger auch ihren Kampfgeist wieder entdecken. Es war gang und gäbe, sich für seine Rechte einzusetzen und den Sozialrechtsanwälten und Gerichten einen wahren Boom an Aufträgen und Arbeitsstunden zu bescheren. Es war wohl die spannendste Zeit zwischen Armut und sozialer Ungerechtigkeit. Das ist aber alles nicht so schlimm, schließlich ist Deutschland ja reich.
Auch die Medien haben mitbekommen, dass Hartz IV der reinste Glücksbringer ist. Nie zuvor waren so viele zufriedene Menschen im Fernsehen zu sehen, wie in der Zeit von Hartz IV. Die Kinder hatten immer alles, was sie brauchten, um am Leben teilzuhaben: Hunger, trendbewusste Kleidung mit Löchern und am besten war der Trend mit den chaotischen Wohnungen, den diese Gesellschaftsschicht PR trächtig prägen durfte.
Ein weiterer sehr positiver Aspekt an Hartz IV waren die superfreundlichen Jobcenter Mitarbeiter und die unkomplizierte Antragstellung auf 20 überschaubaren Seiten. Bescheide, die falsche Berechnungen auswiesen, als feststehend betrachtete fiktive Einkommen und auch Selbstständige konnten unterstützt werden. Sie konnten in ihrem Antrag angeben, welche Einkünfte sie erwarten und das wurde direkt für ein halbes Jahr festgesetzt. Hat der selbstständige dann mehr verdient, ist das gut. Verdient er aber weniger, kann er sich trotzdem mit einem Lachen auf den Lippen auf den Weg zur Bank machen. Die Bearbeitung der Nachzahlung wird (wenn sie nicht abgelehnt wird) bereits 2 Monate später gutgeschrieben – schließlich ist der Berechnungszeitraum ja 6 Monate.
Fazit zu Hartz IV
Es war schon eine Traumzeit mit Sanktionen, Gerichtsterminen und Urteilen zur Verfassungswidrigkeit. Nie hat sich ein reiches Land so sehr selbst betrogen und zur gegenseitigen Hetze angestiftet, wie unter Hartz IV. Es gab Fernsehserien und ganze Ratgeber Reihen zu dem Thema und das Internet ist voll mit Blogs, die den Menschen erklären, wie sie diesen Behördenwahnsinn umgehen können.
Kein Gesetz hierzulande hat die Gesellschaft so sehr gespalten und doch so nahe zusammen gebracht wie Hartz IV. Wir werden es nicht vermissen. Hasta La Vista Hartz IV!
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